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Spitalfields, Banglatown im East End

Spitalfields in Kürze…

Spitalfields ist ein Art Distrikt oder Stadtteil im Londoner East End. Ehemals außerhalb der Stadt gelegen, bildet Spitalfields mit anderen East End Districts wie Whitechapel, Shoreditch und Hoxton über den Borough Of Tower Hamlet den Osten der City. Spitalfields ist an der Commercial Street an der Inner Ring Road A1202 gelegen. Früher war es, wie erwähnt, sozusagen ein Vorort von London in dem traditionell vor allem Arbeiter wohnten. Heute hat sich die Innenstadt auf der Suche nach Wohnraum ausgedehnt und so auch das East End vereinnahmt. Dennoch haben sich die East Ender teilweise ihren alten Charme erhalten können, was man nicht nur im Cockney vernehmen kann sondern in einer recht multikulturellen Ausrichtung. Für Spitalfields gilt das vor allem mit der Gegend der Brick Lane, in der extrem viele Immigranten aus Bangladesch leben. Es brachte dem Viertel einst den Beinamen 'Banglatown' ein. Diese ehemals nicht unumstrittene Bezeichnung wird heute sogar für Regionalwahlen als Spitalfields & Banglatown genutzt, damit werden nach Meinung der Offiziellen gerade die Immigranten besser repräsentiert.

… und etwas mehr zur Geschichte Spitalfields

Es könnte sein, dass die Gegend zunächst Lolsworth hieß. Der Name Spitalfields bezieht sich aber auf das ehemalige New Hospital Of St Mary without Bishopsgate, später kurz St Mary Spital. Dieses Krankenhaus mit Priory, um 1197 gebaut von Walter Brunus und seiner Frau, war im Mittelalter eines der größten Krankenhäuser in England. Zu St Mary gehörte ein Friedhof ebenso wie eine Begräbniskapelle. St Mary wurde 1539 unter Heinrich VIII aufgelöst, die meisten Gebäude wurden damals zerstört. Teile der Kapelle hat man später bei Ausgrabungen wieder freigelegt.

Die Gegend wurde zu Spittellond, im 16. Jahrhundert war The Spitel Fyeld bzw. auch Spyttlefeildes daraus geworden. Es handelte sich lange Zeit um eine 'grüne' Gegend mit vielen Wiesen und Baumpflanzungen. Hier siedelten zunächst vor allem Londoner, die es sich leisten konnten in der Ruhe außerhalb der City zu wohnen. Schon 1638 erlaubte Charles I. die Installation des Spitalfields Market, der sich zu einem wichtigen Markt entwickelte und auch heute noch ein Besuchermagnet ist.

Im nächsten Stepp wurde Spitalfields durch die aus Frankreich hierher geflohenen Hugenotten geprägt. Sie siedelten nach 1685 stark in Spitalfields und begründeten dort eine Seidenweber Kultur. Das brachte auch gewisse Probleme mit sich, die Hugenotten siedelten vor allem deshalb hier, weil sie so die recht strengen Auflagen der Gilde in der City Of London umgehen wollten. Es entstanden viele sehr bescheidene Wohnungen, wenn man nicht gerade als Meisterweber tätig war, lebte man in sehr ärmlichen Verhältnissen. Was auch problematisch war, war die calvinistische Religion, welche zwar Protestantisch war, aber eben doch ein Stück weit anders als die Anglikanische. Mutmaßlich vor allem deshalb wurde als ein klares Zeichen die Christ Church gebaut.

1717 wurde die Spitalfields Mathematical Society gegründet, sie ging 1846 in der Royal Astronomical Society auf. Ab den 1730ern kamen viele Weber aus Irland, nachdem im eigenen Land die Industrie zusammenbrach. Problematisch wurde die Lage aber auch hier, nachdem viel Ware aus Frankreich eingeführt wurde und der Markt immer stärker auf gefärbte Baumwolle auswich.

Es kam zu Verwerfungen und Protesten, welche 1769 in den Spitalfields Riots gipfelten. Am Ende wurde auf Abschreckung gesetzt - man hängte kurzerhand einen Irischen Weber und einen Hugenotten vor einem Pub in Bethnal Green auf. Die Situation entspannte sich nicht, vor allem befeuert durch einen extremen Preiskampf. Ein Vertrag mit den Franzosen von 1860, welcher diesen die Einfuhr von billiger Seide nach England erlaubte, befeuerte den weiteren Verfall in Spitalfields, aber auch in Bethnal Green und Shoreditch.

In der Viktorianischen Zeit war die Lage schlecht, die alten Häuser der Weber waren in schlechtem Zustand, wurden von Großfamilien bewohnt und es bildete sich eine Art Slum, Spitalfields wurde gar zum Synonym für städtischen Verfall. Es siedelten sich zwar neue Gewerbe an, viele jüdische Flüchtlingen kamen und arbeiteten in der Textilindustrie. Der Ruf von Spitalfields incl. Whitechapel indes wurde nicht besser, im Gegenteil: die Gegend um Spitalfields entwickelte einen denkbar schlechten Ruf, sie galt gegen Ende des 19. Jahrhunderts als eine der kriminellsten Ecken Londons. Die Häuser um die Flower und Dean Street beherbergten vor allem das 'Laster', die Straße galt als die gefährlichste Straße der Stadt. Irgendwann begann hier die Mordserie des berüchtigten Jack The Ripper. Ironischerweise hatte aber gerade dessen abartiges Treiben auch seine guten Seiten für die Gegend, weil man nun von offizieller Seite zwischen 1891 und 1894 mit der 'Säuberung' der übelsten Reviere von Spitalfields bzw. Whitechapel begann. Der allgemeine Niedergang der Region konnte aber zunächst nicht erfolgreich gestoppt werden.

Viele jüdische Kaufleute schlossen ihre Betriebe in der Gegend und hatten sich zu Beginn des I. Weltkriegs nahezu komplett zurückgezogen. Man sagt, sie wären weiter nach Norden gezogen und hätten dort ihr Glück gesucht. Wer weiß, die wenigen verbliebenen Jüdischen Familien schienen ausreichend, dass Britische Faschisten 1936 in Spitalfields gegen Juden aufmarschierten. Nach dem II. Weltkrieg begann eine große Einwanderungswelle vor allem mit Immigranten aus Bangladesch. Die Banladeshis ließen sich damals primär im Bereich der Brick Lane nieder. Sie brachten viel Farbe ins Spiel, aber auch in diesem Fall konnten die Britischen Faschisten nicht ruhig bleiben. In der Folge kam es leider immer wieder zu rassistisch motivierten Angriffen, welche vor allem in den Brick Lane Riots von 1978 einen bedauerlichen Höhepunkt fanden.

Seither machte Spitalfields den typischen Wandel aller Londoner Bezirke durch. Was irgendwann einmal ein ziemlich unansehnlicher und sogar gefährlicher Bezirk war, rückte näher an die Stadt heran und wurde für die Immobilienbranche interessant. Die Preise zogen an, die Klientel veränderte sich alleine dadurch. Zuletzt baute man zwischen Bishopsgate und Spitalfields Market große und moderne Bürogebäude, die hier sozusagen eine Fortsetzung der City Of London darstellen.

Kritiker konnten sich aber auch durchsetzen und pochten z. B. auf die Erhaltung des alten Spitalfields Market und, neben dem Bau reiner Wohn- oder Bürogebäude, zur Schaffung von adäquaten Einkaufsmöglichkeiten und Freizeiteinrichtungen für die Bevölkerung.

Seit 2014 nutzte man die stillgelegte U-Bahn Station Shoreditch für ein Pop Up Kino, interessant die Konzeption mit Whirlpools im Sommer und dem Bring Your Own Pillow Konzept in den kälteren Jahresezeiten. Kulturell von Bedeutung war die frühe Schaffung der Whitechapel Art Gallery 1901, welche Trends setzen konnte und dazu führte, dass sich viele Künstler im East End niederließen.

Huguenots of Spitalfields ist heute eine gemeinnützige Einrichtung, welche sich darum kümmert, die Geschichte und Kultur der Hugenotten zu bewahren und weiterzugeben. Die Organisation arrangiert Touren, Gesprächsrunden, Schulprogramme und unterschiedliche Veranstaltungen zum Thema Hugenotten und Spitalfields.

Sehenswert

Eines der weithin sichtbaren Wahrzeichen ist die Christ Church an der Commercial Street, gebaut zwischen 1714 und 1729 als eine der damals 50 geplanten Commissioners' Churches. Die Kirchen wurden geplant und gebaut, um die Stärke der Anglikaner zu demonstrieren. Gerade hier war sie damit keine Kirche 'für' die Hugenotten sondern vielmehr eine Kirche 'wegen' der Hugenotten. Sei es wie es sei: die Christ Church gilt als eines der schönsten kirchlichen Bauwerke jener Zeit. Ein schönes Gebäude ist die Toynbee Hall, welche Ende des 19. Jahrhunderts von Arnold Toynbee sozusagen als karitative Einrichtung gebaut wurde um aktiv gegen die Armut im East End zu bekämpfen. Ein weiterhin bekanntes Gebäude ist der Commerical Tavern an der Commercial Street, ein ehemaliger legendärer Pub. Der gesamte Bereich der Brick Lane ist natürlich für Besucher sehr interessant, alleine aufgrund der starken Bangladesch-Gemeinschaft. Hier ist alles auch auf Bengali beschrieben, alles ist irgendwie anders. Aber es gibt hier auch z. B. das alte Ziegelsteingebäude der legendären Old Truman's Brewery. Die ist zwar seit 1989 geschlossen, aber im Gebäude ist u. a. ein Cafe und ein Kulturzentrum mit Galerie.

Spitalfields ist vor allem bekannt für seine Märkte, vornehmlich für den (Old) Spitalfields Market, den ältesten und vielfältigsten. Der Petticoat Lane Market ist ebenfalls interessant, konzentriert sich aber traditionell auf Bekleidung. Der Brick Lane Market ist mittlerweile zu einem recht typischen 'Asia-Markt' geworden, ein weiterer Markt ist der Columbia Road Flower Market.

Transport

Spitalfields selbst hat keine direkte Anbindung mehr zur Underground - die alte Station Bishopsgate schloss 1916, die in Spitalfields gelegene Station Shoreditch schloss 2006. Aber die Wege sind bekanntlich in der City nicht ganz so lang, von daher liegen die Stationen Liverpool Street, Aldgate East nicht weit, ebenso in Schlagweite die Overground Station Shoreditch High Street.

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